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Das Rijksinstituut voor Oorlogsdocumentatie konnte außerdem das Folgende beisteuern: J. G. Schoup war ein Jahr zuvor wegen Geldbetrugs und unrechtmäßigen Führens eines Doktortitels angeklagt worden und hatte sich schuldig bekannt. Auch dem British Intelligence Service war er als Lügner bekannt.
Der getäuschte Verlag zog die Veröffentlichung zurück und ließ die Exemplare des Buchs vernichten, in dem unter anderem Rockefeller und Montagu Norman unterstellt wird, sie hätten Hitler großzügig finanziert. Damals war bereits bekannt, dass Sir Henry Deterding Hitler aus Hass gegen die Bolschewiken unterstützt hatte. Vor diesem Hintergrund hatten die Informationen über angebliche weitere Geldgeber zunächst plausibel geklungen.
Allerdings hätte der Verlag leicht herausfinden können, dass die in Schoups Papieren angegebene Adresse 5754 Fourth Avenue, unter der die Firma Warburg & Warburg angeblich residierte, nicht stimmen konnte. Die Straße hörte mit der Hausnummer 420 auf. Auch viele andere Details entsprachen nicht der Wahrheit.
In den Niederlanden brachten Hitler-Anhänger eine Gegenschrift heraus, in der sie erklärten, ihre Bewegung sei finanziell sauber, was René Sonderegger wiederum als “Irreführung” bezeichnete.
1944 wurde J. G. Schoup von Unbekannten getötet, der schon erwähnte Sonderegger trieb das Fälscherwerk jedoch weiter und behauptete, der österreichische Bundeskanzler Schuschnigg habe ihn beauftragt, das kleine Buch in deutscher Sprache zu veröffentlichen.
Sonderegger gab schließlich das Heft “Finanzielle Weltgeschichte” mit dem Untertitel “Das Dritte Reich im Dienste der Internationalen Hochfinanz” heraus. Auf dem Umschlag erschien der Titel des “Geldbronnen”-Textes. Neben den bereits erwähnten angeblichen Geldgebern nannte Severing nun auch Deterding und John Pierpont Morgan; deutsche Hitler-Finanziers seien der Bankier Schröder und die Stuttgarter Allianz gewesen.
Außerdem behauptete er, die Warburg-Familie hätte die niederländische Ausgabe zurückgezogen, und die Nazis hätten die restliche Auflage aufgekauft. Der Amsterdamer Verlag erklärte jedoch, dass beides nicht der Wahrheit entsprach.
Sonderegger brachte auch eine Zeugin ins Spiel, angeblich eine frühere Spielgefährtin und Schulkameradin von “Sidney Warburg”. Offenbar hatte Sonderegger sie in Prag getroffen, als ihr Mann, der Schweizerische Gesandte, gerade seine Ernennung zum Minister feierte. Wie sich herausstellte, hatte Sonderegger Mrs. Bruggmann gefragt, ob ihr ein gewisser Mr. Warburg in New York bekannt sei. Die Dame hatte dies verneint und erklärt, sie sei mit einer Miss Warburg zur Schule gegangen, wisse aber nicht sicher, ob diese einen Bruder hätte. Herr Bruggmann fügte bekräftigend hinzu, Sonderegger habe seine Behauptungen frei erfunden.
Auf der Grundlage solcher manipulierter “Beweise” erklärte Sonderegger, James P. Warburg müsse mit dem geheimnisvollen “Sidney” identisch sein. Unter dem Pseudonym Severin Reinhard brachte Sonderegger schließlich das Buch “Spanischer Sommer” heraus, in dem er neben dem ursprünglichen Text noch einige weitere Erfindungen verbreitete.
Die naheliegende Frage, warum Zionisten ausgerechnet Hitler finanziert hätten, beantwortete Sonderegger damit, dass dadurch der Zionismus gefördert und in der Welt Sympathie für die Juden geweckt werden sollte.
In Schoups ursprünglichem Text hatte es jedoch keine jüdischen Geldgeber gegeben, und der erfundene Sidney Warburg war nur als Vermittler in Erscheinung getreten.
Andere Autoren sind auf Sondereggers Behauptungen hereingefallen, so etwa Werner Zimmermann, der sich in seinem Buch “Liebet eure Feinde” an Sonderegger anlehnte, später jedoch einen Widerruf veröffentlichte.
René Sonderegger machte während des Krieges eine seltsame Wandlung durch. Anfangs erweckte er den Eindruck, ein Gegner des Nationalsozialismus zu sein, ab 1940 zeigte er sich jedoch als glühender Verehrer des deutschen Diktators. Möglicherweise tat er dies aber nur, um im Falle einer deutschen Besetzung der Schweiz etwas Vorteilhaftes in der Hand zu haben. Später erschien “Spanischer Sommer” in weiteren Auflagen, unter anderem in Buenos Aires.
Jean Ledraque (d.i. Hennecke Kardel) gibt den “Warburg-Bericht” in “Springers Nazionismus” wieder, dort sind holländische Vorlage und deutsche Übersetzung gegenübergestellt. Ledraque beruft sich auf Sonderegger und bezieht sich im Anhang auf das sogenannte “Abegg-Gelpke-Archiv”, das angeblich ebenfalls Hinweise auf Hitlers Auslandsfinanzierung enthalte.
Auch E. Carmin diskutiert in “Das schwarze Reich” den Warburg-Bericht, orientiert sich an Sutton und Sonderegger und hält das Dokument für echt.
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